«You have to be prepared.»

Verabschiedung Simon Grünenwald

Nach 12 Jahren verlässt Simon Grünenwald eine völlig veränderte Informatiklandschaft an der KME

Von André Dinter


Kurz nachdem ich mein Prorektorat an der KME im März 2008 angetreten hatte, kam Simon Grünenwald Mitte September 2008 zu uns in die Informatikabteilung der KME. Das sollte sich als Glücksfall herausstellen. «Informatikabteilung» bedeutete damals eine geteilte Stelle des Vorgängers mit der Kantonsschule Hottingen. Mit der wachsenden Bedeutung der Informatik entwickelte Simon Grünenwald die IT an der KME bedeutend weiter, so dass die Informatiklandschaft bei seinem Austritt aus der KME Ende 2020 eine völlig andere war. 

In den 12 Jahren wurden zwei neue Intranet-Lösungen eingeführt, die letzte auf SharePoint-Online basierend, die Stundenplandarstellung in WebUntis neu lanciert, in Spitzenzeiten 150 Notebooks für die Maturprüfungen bereit gestellt, die Ein-Giga-Glasfaserleitung nach aussen eingerichtet, im Computerraum auf den Geräten Arbeits- und Prüfungsmodi entwickelt, die Neuprogrammierung der Schuladministrationssoftware begleitet, viele Moodle-Plugins installiert, die Firewall neu aufgestellt und die Server in einem hochverfügbaren Cluster virtualisiert. Schreiben kann man leicht darüber, aber verstehen, was dahinter steckt, ist ein andere Sache. 

Im Fokus steht der Mensch

Bei all seinen Arbeiten standen für Simon Grünenwald die Nutzenden immer im Zentrum. Mit der Umstellung auf das Single-Sign-On-Anmeldeverfahren ging es einzig und allein darum, als Lehrperson, Studierende/r oder Mitarbeitende/r ohne viel Traritrara überall hinzukommen: ein Passwort für alles. Erst wenn es diesen Service nicht mehr gäbe, könnte man den Nutzen erkennen – so alltäglich ist das mittlerweile. Der schnelle Gewöhnungseffekt ist nicht immer einfach auszuhalten, aber systemimmanent für die Arbeit einer Informatikabteilung an einer Mittelschule mit seinen wohlwollenden, aber anspruchsvollen Nutzenden.

Das immerwährende Auffrischen

Jedes Jahr wurde kontinuierlich ein Stockwerk mit neuen Beamern ausgerüstet, auf Wunsch der Lehrpersonen Dokumentenkameras installiert und dann auch mal neue Kabel in die Wände gezogen und die gesamte Kopiermaschinerie neu gestaltet. Ohne Kopieren ging bis zur Einführung von flächendeckendem BYOD (Bring your own device) gar nichts. Das hat sich jedoch in letzter Zeit stark verändert in Richtung digital unterstütztem Lehren und Lernen, was eine neue Herausforderung für die Informatik darstellt.

Wie digital darf es sein?

Zur Bewältigung der neuen Aufgaben der Lehrpersonen und Studierenden wurde das Netzwerk an der KME sehr früh auf die neue AC-WLAN-Technologie hochgerüstet. Als Grundsatz galt: modern ja, aber immer zweckmässig und kostenbewusst und nicht Modernität um jeden Preis. Damit wurde der Weg geebnet, dass in den darauffolgenden Jahren eine adäquate Technologie zur Verfügung stand und immer noch steht.

Gestalten oder nur ausführen?

Simon war schon immer sehr innovativ und vorausschauend. Er machte Vorschläge, die wir dann gemeinsam umsetzen konnten. Dies ist eine ganz wichtige Kompetenz in der Zusammenarbeit mit der Schulleitung, die angewiesen ist auf Impulse, neue Perspektiven und visionäre Wege. Das darf dann auch mal hartnäckig verfolgt werden. Damit hat es die KME geschafft, unbeschadet über den Lockdown im Jahr 2020 hinwegzukommen. Ohne dieses you have to be prepared wäre das nicht möglich gewesen.

Im Interview bestätigte mir Simon, dass er es schätzte, in der Zusammenarbeit mit der Gesamtschulleitung Verantwortung zu übernehmen und nicht nur Ausführender zu sein. Das hat mich persönlich sehr gefreut, denn ich bin davon überzeugt, dass die Kette Vorschlag-Diskussion-Entscheid-Umsetzung-Verantwortung den grössten Nutzen für eine Bildungsorganisation erbringt. Vor dem Gestalten steht das Hinhören. Ohne das aktive Zuhören ist Kommunikation nicht möglich. Zuhören können hat Simon mit seiner Fachkompetenz gemischt und perfektioniert.

Die grosse Veränderung

Themen wie Governance, Informationssicherheit und Datenschutz haben sich über die Jahre drastisch verändert. Die Guerillazeit, wenn man so will, ist vorbei. Heute wird sehr viel Zeit in Sicherheitsaspekte investiert, um die Informatikdienste möglichst datenschutzkonform und sicher betreiben zu können.

Die Zukunft

Mit seiner Ausbildung MAS Informatik an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften hat Simon sich ein Sprungbrett für seine berufliche Weiterentwicklung geschaffen. Sein ganzes Wissen über schulische Abläufe, gepaart mit seinem erworbenen und an der KME erarbeiteten Wissen im Bereich Microsoft M365, haben ihn «eine Etage höher» ins Mittelschul- und Berufsbildungsamt des Kantons Zürich gezogen. Dort wirkt er im hochkomplexen Umfeld des Programms «Bildung im digitalen Wandel».

Ein nicht intendierter Nebeneffekt seiner Informatikausbildung war die im Modul Hardwarenahe Programmierung entstandene Idee zur Schaffung einer auf Arduino basierenden Musikbox. Dieses Projekt hat Simon zur Freude seiner Tochter Alina in Form eines Köfferchens mit Audiomodul realisiert, das im übertragenen Sinne Märchenschallplatten (nein, nicht Trudi Gerster) und Musik abspielt. Natürlich kann man über das Handy per Bluetooth neue Geschichten aufspielen. Simon kennt jetzt Jim Knopf und die wilde 13 auswendig. Da ist eine weitere Kompetenz dazu gekommen.

Wir wünschen Simon, Daniela, Alina, Diana und Joline alles erdenklich Gute für die Zukunft, auch mit dem Arduino-Köfferchen…
André Dinter, Alt-Prorektor, das Schulleitungsteam und alle Lehrpersonen und Mitarbeitenden und unser Potenzial, die Studierenden der KME

Text: André Dinter

Bilder: Simon Grünenwald